Für Betroffene

Mit Bewegung gegen therapiebedingte Nebenwirkungen

Bewegung und Sport können Ihnen dabei helfen therapiebedingte Nebenwirkungen zu reduzieren und Ihre Lebensqualität zu erhöhen. Hier zeigen wir Ihnen welche Nebenwirkungen in das Behandlungsspektrum der Sport- und Bewegungstherapie fallen.

Ihre Sicherheit ist uns wichtig

Ist ein körperlicher Training vor, während oder nach der Krebstherapie sicher?

Körperliche Aktivität in Form von Training vor, während und nach Krebstherapie ist sicher. Die Sicherheit ist für Brust-, Prostata-, Lunge- und Darmkrebsbetroffene (unter Chemo-, Strahlen- oder Hormontherapie) sowie für hämatoonkologische Patient/innen (mit Stammzelltransplantation) überzeugend nachgewiesen.

Für andere Krebsarten liegen weniger, aber dennoch zahlreiche Studien vor. Keine dieser Studien hat Zweifel an der Sicherheit von körperlicher Aktivität geweckt, weshalb das Ergebnis auf andere Krebsarten übertragbar erscheint.

Therapeutische Begleitung bei Lymphödemen und Knochenmetastasierung

Auch im Hinblick auf milde und moderate Lymphödeme bei Brustkrebspatientinnen ist gut dosiertes Training mit der betroffenen Armpartie sicher, wenn das Training therapeutisch begleitet wird.

Bei vorhandener Knochenmetastasierung zeigen erste Studien, dass ein therapeutisch begleitetes, personalisiertes Krafttraining sicher durchführbar ist.

Die Wirkung von Bewegung auf Ihre Nebenwirkungen

Bewegung wirkt wie ein Medikament

Eine große Anzahl an Therapienebenwirkungen können durch ein individuelles und spezifisches Bewegungsprogramm präventiv verhindert oder deutlich verbessert werden. Sicher ist, dass ein bewegungstherapeutisches Training während und kurz nach der Therapie von wichtiger Bedeutung sind und neben der Primärtherapie unbedingt in Betracht gezogen werden sollten.

Der Schritt zu mehr Lebensqualität

Wieder den normalen Alltag bestreiten können, sich fit fühlen und nicht von den vielfältigen Symptomen der Krebstherapie eingeschränkt sein. Das wünschen sich viele unserer Patienten. Aus unserer jahrelangen Erfahrung wissen wir, wie wirksam ein regelmäßiges köperliches Training auf die Lebensqualität und Fitness für Patienten sein kann. Der Anfang ist oft nicht einfach, doch jeder Schritt führt in die Richtung zu mehr Lebensqualität.

„Nichts mehr ist wie zuvor!“

Ein Patient

Was genau wissen wir über Therapie­nebenwirkungen?

Wenn die Wissenschaft hilft uns zu verstehen

Eine große Anzahl an Therapienebenwirkungen können durch ein individuelles und spezifisches Bewegungsprogramm präventiv verhindert oder deutlich verbessert werden. Sicher ist, dass ein bewegungstherapeutisches Training während und kurz nach der Therapie von wichtiger Bedeutung sind und neben der Primärtherapie unbedingt in Betracht gezogen werden sollten.

Fatigue (krebsassoziierte Müdigkeit)

Die krebsbedingte Fatigue ist eine der häufigsten Nebenwirkungen einer Krebstherapie. Studien zeigen, dass ein Ausdauertraining für Patienten unter Strahlen- und Chemotherapie besonders effektiv ist. Dafür sollte eine Trainingsdauer von mindestens 30 Minuten im mittleren Intensitätsbereich angestrebt werden. Auch kann ein sporttherapeutisch betreutes, kombiniertes Ausdauer- und Krafttraining über einen Zeitraum von mindestens 12 Wochen sehr wirksame Effekte auf Müdigkeit und Antriebslosigkeit haben.

Ängstlichkeit und Depressivität

Für eine Reihe an Erkrankungsformen wie Brust-, Prostata- und Darmkrebs, Kopf/ Hals- sowie gynäkologische und hämatologische Tumore ist belegt, dass ein Bewegungsprogramm, vorrangig in der Gruppe durchgeführt und unter Anleitung eines Trainers die Änglichkeit und Depressivität von Patienten deutlich senken kann. Ganz nach dem Motto: „Gemeinsam stark“!

Unser Tipp: Rehasport in der Gruppe ist über das M56- Formular bei der Krankenkasse abrechenbar! Mehr dazu hier.

Polyneuropathie

Gefühlsempfindungsstörungen, Taubheit und Kälteempfinden in den Händen und Füßen werden durch chemotherapeutische Substanzen (z.B. Platin) ausgelöst. Die Nebenwirkungen schränken das alltägliche Leben stark ein und erhöhen das Sturzrisiko um ein Vielfaches. Ein regelmäßig durchgeführtes Koordinations- oder Vibrationstraining, bei dem die Nervenbahnen stärkere Reizimpulse erhalten, kann die Symptomatiken eindämmen oder lindern.

Spezifische Polyneuropathieangebote bieten unsere Netzwerkmitglieder in ganz Deutschland an. Eine Suche ist über unsere OnkoAktiv Karte und dessen Filterkriterien möglich.

Körperliche Funktionen

Die körperlichen Funktionen wie Kraft- und Ausdauerleistungsfähigkeit, Beweglichkeit und damit auch Alltagsfunktionen sind bei Krebspatienten zum Teil erheblich eingeschränkt. Durch körperliches Training steigern Krebsbetroffene ihre Kraft- und Ausdauerleistungsfähigkeit. Auch während der Therapie, z.B. unter Chemotherapie kann die körperliche Leistungsfähigkeit erhalten bleiben. Somit kann sich die nachfolgende Rehabilitationszeit ebenfalls verkürzen. Alltagsanforderungen können über den gesamten Therapieverlauf hinweg besser gemeistert werden.

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„Ich kann mich viel besser bewegen!“

Zitat eines Patienten

Psyche und Gedächtnis

Eine Krebserkrankung bringt häufig eine langandauernde psychische Belastung sowie kognitive Beeinträchtigungen (z.B. Gedächtnisleitung, Merkfähigkeit, Konzentration) mit sich. Der Alltag wird für Patienten und das gesamte soziale Umfeld eine Höchstleitung. Körperliche Aktivtät hilft dabei die Konzentrationsleistung zu stärken und durch Entspannungsmethoden, Achtsamkeitstraining oder etwa yogabasierte Bewegungen die psychische Beanspruchung positiv zu regulieren.

Schlafqualität

Ich bin totmüde und kann trotzdem nicht einschlafen!“ – kennen Sie das vielleicht? Viele Patienten berichten während oder nach der Therapie von Einschlaf- oder Durchschlafstörungen, was häufig zu einer verminderten Leistungsfähigkeit führen kann. Bewegung kann dabei helfen, den eigenen Schlafrhythmus wiederzufinden. Ein individuell auf Ihre Bedürfnisse ausgerichtetes und regelmäßiges Training ist hier von wichtiger Bedeutung. Gerne beraten wir Sie hierzu persönlich. Nehmen Sie einfach Kontakt zu uns auf.

Lymphödeme

Lymphödeme, also das Ansammeln von Flüssigkeit in Zellzwischenräumen, in Armen oder Beinen treten besonders nach Operationen mit Entnahme von Lymphknoten auf. Lange wurde angenommen, eine Schonung wäre das Mittel der Wahl. Doch neben einer regelmäßigen Lymphdrainage führt ein spezifisches Krafttraining der betroffenen Region zur Minderung des Lymphödems und kann einer Entstehung sogar entgegenwirken. Eine sichtbare Reduktion von ca. 40-70% kann durch ein regelmäßiges Krafttraining angestrebt werden.

Alltagsanforderungen meistern

Während oder nach einer Krebstherapie erscheinen die kleinsten Alltagsanforderungen als unmachbar. Einkaufen, Hausputz, Gartenarbeit, Treppensteigen. Dinge, die sonst als selbstverständlich erscheinen. Ein spezifisches körperliches Training bereitet Sie wieder auf den normalen Alltag vor. Heben, Tragen, Gehen und Treppensteigen werden wieder viel besser möglich sein. Es gilt: Jeder Schritt zählt.

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„Ich kann endlich wieder allein meinen Garten pflegen.“

Ein Patient

Knochengesundheit

Patienten unter antihormoller Therapie sind der Gefahr des Knochenabbaus bzw. Knochendichteverlusts verstärkt ausgesetzt. Dies gilt insbesondere für Erhaltungstherapien über einen Zeitraum von 5-10 Jahren bei hormonsensitiven Tumoren. Wir wissen, dass durch ein Krafttraining, in Kombination mit einem Impact-Training (leichte Spung- und Stampfübungen), der Knochendichteverlust abgemildert oder sogar Knochendichte aufgebaut werden kann. Das können einzelne Studien inziwschen zeigen.

Harninkontinenz

Harninkontinenz ist ein Thema über das ungerne gesprochen wird und doch betrifft es besonders Patienten mit Prostata- oder Blasenkrebs sowie gynakologischen Tumoren. Eine Inkontinenz ist eine starke Einschränkung des alltäglichen Lebens, da ständig die Gefahr des ungewollten Wasserlassens besteht. Ein spezifisches Training der Beckenbodenmuskulatur kann diese Symptomatik stark verbessern und die Funktionsfähigkeit wiederherstellen. Ein ständiges Wasserlassen kann so vermieden werden.

Schmerzen

Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Knochenschmerzen. Schmerzen können vielseitig sein und sowohl Körper als auch Psyche belasten. Eine individuelle Bewegungstherapie kann zu einer deutlichen Schmerzreduktion führen. Dies trifft besonders auf Gelenkschmerzen unter Aromatasehemmern (bspw. Tamoxifen) aber auch auf Kopf-Hals-Tumorpatienten zu, die sich einer Operation im Kopf-Hals-Schulterbereich unterziehen mussten (weniger Schulter-/Nackenschmerzen). Dabei setzt das Bewegungsprogramm individuell an Ihren Symptomen und Bedürfnissen an und kann je nach „Tagesform“ auf Ihr Schmerzempfinden angepasst werden.

Behandlungsfelder der Krebstherapie

Wo Bewegungsangebote im Therapieverlauf ansetzen können

Unser bewegungstherapeutisches Angebot beginnt bereits mit Diagnosestellung und kann an vielen Stellen der Behandlung ansetzen. Dazu gehören die folgenden Behandlungsfelder.

Prähabilitation

Allgemeine Chemotherapieverträglichkeit

Antihormonelle Therapie

Palliatives Behandlungsumfeld

Nebenwirkungsmanagement

Körperliche Funktionen

Prognose und Überleben

Verbesserte Chemotherapieverträglichkeit durch Bewegung?

Wie köperliche Aktivität hilft.

Einzelne Studien berichten, dass Patient/innen, die unter Chemotherapie körperlich aktiv sind, weniger häufig die Chemotherapie abbrechen müssen oder weniger häufig eine Reduktion der Chemotherapiedosis erhalten. Eine kanadische randomisierte kontrollierte klinische Studie mit 242 Studienpatienten konnte in diesem Zusammenhang zeigen, dass ein 3x/Woche durchgeführtes Krafttraining begleitend zur adjuvanten Chemotherapie bei Mammakarzinom dazu führt, dass die geplante Dosis zu 89,8% erreicht werden konnte. Im Vergleich dazu lag die Quote bei einem 3x/Woche durchgeführtem Ausdauertraining bei 87,4% und in der nicht trainierenden Kontrollgruppe bei 84,1%. Die Ergebnisse zeigen einen signifikanten Unterschied und sind für die Behandlungspraxis stark relevant.

Antihormonelle Therapie und Sport – werde aktiv!

Aktiv werden gegen Nebenwirkungen

Es ist bekannt, dass die antihormonelle Therapie mit zahlreichen Nebenwirkungen einhergeht. Erste Studien haben in diesem Zusammenhang die Bedeutsamkeit der Sport- und Bewegungstherapie gezeigt. So wirkte sich beispielsweise ein intensiviertes (inkl. Sprungübungen) Krafttraining einem beschleunigten Knochendichteverlust entgegen. Ähnliche Befunde konnten mit Blick auf Gelenkschmerzen- und steifigkeit berichtet werden. Zudem sind sport- und bewegungstherapeutische Maßnahmen in der Lage, das Körpergewicht zu stabilisieren.

Erst Sport, dann Operation?

Die Vorbereitung vor dem operativen Eingriff

Unter Prähabilitation wird die bewegungstherapeutische Vorbereitung vor einem operativen Eingriff verstanden. Durch entsprechendes Handeln sollen so weniger Probleme während, aber auch eine schnelle Wiederherstellung nach Abschluss der Therapie erreicht werden. Betrachtet man die Ergebnisse von Studien an einem Beispiel des Lungenkarzinoms, so können folgende zentrale Resultate festgehalten werden: prähabilitative Maßnahmen beim Lungenkarzinom vor Operationen erhöhen die Atemkapazität und reduzieren die Krankenhausaufenthaltsdauer nach Operation. Ebenso treten weniger häufig Behandlungskomplikationen auf. Ähnliche Ergebnisse zeigen sich für zahlreiche Krebsarten!

Mein Ausdauer- und Krafttrainingsprogramm hat mir geholfen wieder auf die Beine zu kommen. Ich konnte endlich wieder Dinge tun, auf die ich lange verzichtet habe.

Ein Patient

Palliative Bewegungsprogramme, ein wichtiges Thema!

Bewegung für mehr Lebensqualität

Erste Studien legen nahe, dass auch in der palliativen Behandlung sport- und bewegungstherapeutische Methoden angewendet werden sollten. Dabei zeigen sich sowohl positive Einflüsse auf die motorische Leistungsfähigkeit als auch auf entsprechende Indikatoren der Lebensqualität. Des Weiteren lieferte eine Studie Resultate, in der mit Hilfe von drei isometrischen Kraftübungen das Schmerzempfinden von Patient/innen unter Bestrahlung von Wirbelsäulenmetastasen signifikant reduziert werden konnte. Zudem konnte ein positiver Einfluss des Trainingsprogramms auf die Remineralisierung der bestrahlten Knochenstrukturen nachgewiesen werden.

Was zählt: Die Prognose

Was Sport wirklich kann

Erste Studien weisen darauf hin, dass körperliche Aktivität das Gesamtüberleben und das krebsspezifische Überleben bei Brust-, Darm- und Prostatakrebs möglicherweise verlängert.

Beim nicht metastasierten Mamakarzinom kann sich die brustkrebsspezifischen Mortalitätsrisiko bei Patientinnen, mit einem moderaten bis hohen körperlicher Aktivitätsumfang bis zu 41% reduzieren. Für das Krankheitsbild des Kolektoralkarzinoms zeigte sich, dass sich bei Patienten, die wenigstens etwas aktiv waren, bereits eine Risikoreduktionen der krebsspezifischen Mortalität um 23% ergibt. Führt man einen Vergleich zwischen Patienten mit hohem versus niedrigem Aktivitätsniveau durch, fanden sich mittlere Risikoreduktionen von 44% für die krebsspezifische beziehungsweise 42% für die Gesamtmortalität.

Für andere Krebserkrankungen liegen bislang nur vereinzelte Beobachtungen zur Wirkung von körperlicher Aktivität und Prognose vor, doch lassen sich bisher klare Trends erkennen. Übergreifend sprechen wir von einer 34%igen Reduktion der krebsspezifischen Sterblichkeit durch ein körperliches Training von ca. 3 Stunden pro Woche.

Um 34% kann die krebsspezifische Sterblichkeit durch ein körperliches Training mit einem Energieverbrauch von ca. 3 Stunden zügigem Walking pro Woche reduziert werden!